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Identitätsorientierte Psychotraumatheorie und -therapie (IoPT)
auf der Grundlage des Konzeptes von Prof. Dr. Franz Ruppert

Prof. Ruppert entwickelt seit 1995 auf dem Gebiet der Psychotraumatherapie ein Konzept und ein Instrument, das uns ermöglicht, tiefe Einblicke in oft völlig unbewusste familiäre und individuelle Bindungs- und Beziehungszusammenhänge zu gewinnen.

Wir können davon aus gehen, dass viele (alle?) psychische Missempfindungen wie Ängste, Depressionen, Aggressionen, Selbstwertprobleme, ...Dissoziationsphänomene, ... aber auch viele (alle?) körperlichen Symptome und Beschwerden aus oft sehr frühen traumatischen (Bindungs-) Erfahrungen entstehen und entstanden sind.

Halten wir uns vor Augen, wie lange und hilflos wir als Menschenbabys auf liebevolle Fürsorge angewiesen sind. Wenn unser Umfeld nicht erkennt, dass wir uns alleine fühlen, bedroht fühlen, Angst haben, hungrig sind oder einen Windelwechsel brauchen, dann sind und fühlen wir uns hilflos ausgeliefert, da wir uns selbst noch nicht helfen können.

Aus der Säuglings- und Bindungsforschung wissen wir, dass unser Fühlen keineswegs erst mit der Geburt beginnt.

Wir fühlen von Anfang an!
Wir fühlen ab der Zeugung und all unsere Erfahrungen und all unser Erleben ist zeitlebens in unserem Körper in unseren Zellen gespeichert.

Vielleicht sind wir ein 'Überraschungskind' oder ein 'Unfall' wie ungeplante Schwangerschaften gerne umschrieben werden. Dann sitzt auch bei uns der Schrecken, den unsere Mutter beim Bekanntwerden der Schwangerschaft erfahren hat, so unbewusst wie tief. Vielleicht hat sie wochenlang überlegt uns abzutreiben, weil wir zu früh, zu spät, zu ungelegen, zu viel, ... waren. Dann kennen wir (Todes-) Ängste aus unseren allerfrühesten Lebenstagen und -wochen. Natürlich erinnern wir diese Erlebnisse nicht im herkömmlichen Sinne. Wir erinnern sie nur emotional als Gefühlsqualitäten, die durch ein gegenwärtiges Ereignis aktiviert wurden oder sie ereilen uns, ohne dass wir in der Lage sind Zusammenhänge herzustellen.

Wir leiden unter Auswirkungen, die wir nicht zuordnen können.

Die menschliche Psyche greift bei traumatischen Erfahrungen auf uralte Mechanismen zurück. Kampf, Flucht, oder Erstarrung.

Als kleines Menschlein schon geboren oder noch ungeboren steht uns Kampf kaum und Flucht gar nicht als rettende Reaktion zur Verfügung. Es bleibt nur die Erstarrung und das darauf folgende Abspalten dieser erlebten Todesängste, um weiter leben zu können.

Spaltungsprozesse sichern erstmal unser Überleben, so dass wir weiter 'funktionieren' können, ob als winziges kleines Wesen, als Kind oder als Erwachsener.

Es finden innerpsychische Anpassungsprozesse statt.

Der abgespaltene traumatisierte Anteil bleibt aber auf der Alters- und Entwicklungsstufe zum Zeitpunkt des Traumas stehen, er entwickelt sich nicht mehr weiter. Er bleibt psychisch und emotional wirksam, unabhängig ob wir etwas erinnern oder nicht.

Hieraus entwickeln sich nun viele unserer psychischen Eigenheiten, oder auch körperliche Leiden, die der Kompensation und des Fernhaltens erlebter schwieriger Gefühlszustände dient und dienen soll.

Vielleicht neigen wir zu Ängstlichkeit oder zu depressiven Verstimmungen oder verlieren uns im ruhelosen Tun und Schaffen.
Vielleicht versuchen wir mit Essen, Alkohol, Medikamenten, Drogen, Computer, etc. unangenehme Gefühlszustände von uns fern zu halten.
Vielleicht neigen wir zu zwanghaftem oder aggressivem Verhalten.
Vielleicht helfen uns auch körperliche Symptome jeglicher Art, uns vor den Gefühlen aus abgespaltenen Anteilen zu schützen.
Vielleicht finden wir uns in nicht enden wollenden Beziehungskonflikten mit unserem Partner/ Partnerin, Kind, Eltern, Kollegen, Freunden... Vorgesetzten....

Wir suchen und finden Erklärungen für unsere psychischen und körperlichen Beschwerden, für Beziehungsprobleme, Erziehungsprobleme in der Gegenwart. Wir erklären es mit den Genen, mit der Ernährung, mit den Umweltgiften, mit dem Schicksal, oder womit auch immer.

Wir suchen die Schuld und die Ursachen in unserem Unvermögen, bei den anderen, in den Umständen....

Sicherlich können wir über eine gute Ernährung und genügend Bewegung wirksam Einfluss nehmen auf unsere psychische wie körperliche Befindlichkeit. Das können wir sofort entscheiden und umsetzten, es hat meist sofort merklich positive Effekte.

Wenn wir uns darüberhinaus den tieferen Ursachen unserer psychischen wie körperlichen Symptome, unseren Schwierigkeiten im Kontakt mit uns selbst und anderen nähern wollen, haben wir mit einer " Arbeit mit dem Anliegenssatz" ein wunderbares Instrument.

Für jedes Wort, Zeichen oder auch Element einer Zeichnung wählen wir einen menschlichen Stellvertreter oder einen Platzhalter, der mit diesem Wort aus unserem Anliegen in Resonanz geht. Über die Wahrnehmung der körperlichen Phänomene, über Spüren, Fühlen emotionaler Ereignisse, Bilder und Gedanken der ResonanzgeberInnen, finden wir Zugang zu Informationen und Erinnerungen in uns, zu denen wir jeglichen bewussten Kontakt durch Spaltung verloren haben. Da die ResonanzgeberInnen völlig autonom nach wahrgenommenen Impulsen agieren, können tiefe familiäre und innerpsychische Dynamiken und Zusammenhänge deutlich werden. Dadurch werden Entwicklungs- und Bewusstwerdungsschritte angeregt und unbewusste emotionale Prozesse in Gang gesetzt.

Ausgenommen sind natürlich aggressive und sexuelle Impulse, diese werden ausschließlich nur verbalisiert.

Als Leiterin dieser Arbeiten begleite ich Sie auf der Grundlage meines fachlichen Wissens und meiner Erfahrung, wahrnehmend und hinweisend durch Ihren Prozess.

Nicht nur die aufgestellten Akteure auch auch der/die AnliegeneinbringerIn bleibt in jedem Augenblick autonom in dem was er/sie erkennt/erkennen will und kann, fühlt, fühlen will und kann, wahrnimmt, wahrnehmen will und kann.

Immer geht es um den nächstmöglichen verkraftbaren Schritt in Richtung größerer innerer Autonomie, in Richtung eines tieferen verständnis- und liebevolleren Kontaktes zu sich selbst, in Richtung Integration früher abgespaltener Anteile, ... in Richtung eines klaren Gefühls für die eigenen gesunden Strukturen.

Wenn wir in einem guten nährenden Kontakt zu uns selbst, das heißt auch zu unserem Körper stehen, sind wir in gesunden nährenden Beziehungen mit anderen.

Tiefe unbewusste Zusammenhänge, die durch Gespräch und intellektuelle Analysen nicht oder nur sehr rudimentär erfassbar sind, können sich in diesen Arbeiten zeigen.

Unsere Identität, unser Ich, unser Wille

Identität

Identität meint hier etwas sehr Ursprüngliches. Es geht nicht um unsere Identifikationen als Sohn/ Tochter, Katholik, Deutscher, Buddhist, Arbeitnehmer usw. Es geht in erster Linie darum, uns mit uns selbst, unserem Wesen und unserem Sosein zu identifizieren. Das heißt mit dem was wir sind in unserer Einzigartigkeit.

Die Voraussetzung für eine gesunde Identität, für die Identifikation mit uns selbst, ist Selbstliebe in allen Bereichen, mit allem was wir sind. Das heißt nicht, dass wir unreflektiert alles gut finden, was wir tun, sind, erleiden, etc., sondern dass wir uns in bedingungslosem Mitgefühl und Verständnis umfassend selbst lieben und achten.

Symptome auf körperlicher oder psychisch-emotionaler Ebene, Verhaltensweisen, (vermeintliche) Wesenszüge sind die Kommunikation zwischen unserem bewussten Denken und Handeln und unseren unbewussten Motiven und traumabiographischen Ursachen.

Hier bewegen wir uns oft auf den klassischen Schlachtfeldern von Selbstabwertung und Selbsthass. Sind wir in dieser Täter-Opferdynamik gefangen, können wir sicher sein, dass wir uns in Überlebensstrukturen aufhalten, die nichts mit unserer gesunden Identität und Identifikation mit uns selbst, so wie wir sind, zu tun haben.

Ich

Die wesentlichste Instanz unserer Identität ist unsere Ich-Funktion.

Aus unserem gesunden erwachsenen Ich haben wir die Möglichkeit uns unseren traumatisierten Persönlichkeitsanteilen zu nähern. Unser gesundes Ich ist in der Lage, die Realität wahrzunehmen, wie sie ist und wie sie für uns an den Ursprüngen unseres Lebens war.

Unsere Bereitschaft wesentliche Dinge unserer Traumabiographie zu erkennen und als wahr und als Realität anzunehmen, ist die wichtigste Voraussetzung für das, was sich in einer Arbeit mit dem Anliegensatz zeigen kann.

Befinden wir uns in unserem gesunden Ich-Anteil, stehen uns unsere Fähigkeiten, kognitiv, emotional, intellektuell der gegenwärtigen Situation angemessen und in vollem Umfang zur Verfügung. Wir fühlen uns den Anforderungen gewachsen, gehen kreativ und mit unserem ganzen Sein an eine Aufgabe heran und grenzen uns klar ab, wo wir, in welcher Hinsicht auch immer, an unsere Leistungsfähigkeit stoßen. Unsere Handlungen und Gefühle sind der Situation angemessen, wir sind mit unseren Emotionen und Reaktionen bei uns und im Hier und Jetzt. Wir sind in Kontakt mit uns, unserer Gefühlswelt, unserem Körper und in Kontakt mit unserem Umfeld. Aus diesem Grund ist es ratsam ein Anliegen - soweit es stimmig ist für uns - mit einem ICH zu bilden.

Will

Neben unserem Ich als die zentralste Instanz unserer Identität, ist die zweitwichtigste Funktion unser Wille.

Der gesunde Wille ist realitätsbezogen, geduldig, flexibel und gleichermaßen beständig. Er orientiert sich an den situativen Gegebenheiten und braucht keine wie auch immer geartete Gewalt um an ein Ziel zu kommen.

Unser gesunder, eigener Wille, kooperiert mit unserem gesunden Ich. Beide ziehen an einem Strang. Mit dem gesunden Ich hat unser Wille eine Ausrichtung.

Es ist zu empfehlen, soweit es stimmig ist, den Anliegensatz mit einem WILL oder MÖCHTE zu formulieren.

Literatur-Empfehlungen

Franz Ruppert: Trauma, Angst und Liebe, Kösel-Verlag 2012.

Franz Ruppert: Symbiose und Autonomie, Klett-Cotta 2014.

Franz Ruppert und andere: Frühes Trauma, Klett-Cotta 2015.

Franz Ruppert und andere: Mein Körper, mein Trauma, mein Ich, Kösel-Verlag 2017.

Franz Ruppert: Wer bin ich in einer traumatisierten Gesellschaft? Klett-Cotta 2018.

Michaela Huber: Der innere Ausstieg, Books on Demand, 2018.

Bessel van der Kolk: Verkörperter Schrecken, G.P. Probst Verlag, 2017.

Joachim Bauer: Warum ich fühle was Du fühlst, Heyne Verlag 2006.

Alice Miller: sämtliche Bücher

Vivian Broughton: Zurück in mein Ich, Kösel-Verlag 2016. (Sehr empfehlenswert als Einstieg)

Sabine Bode: sämtliche Bücher über die Kriegs- und Folgegenerationen.

Ludwig Janus

Arno Grün

Loyed de Mause (Hrsg.): Hört ihr die Kinder weinen, Suhrkamp Verlag.

Hans-Joachim Maaz

John Bowlby